Nazivergleiche

Es ist mal wieder soweit.

Seit einigen Wochen verfolge ich die Diskussionen um Anti-Rassimus, Critical Whiteness und anderes rund um die Mädchenmannschaft. Gestern komme ich wieder nach Hause und finde ein widerwärtiges, bösartiges und verachtendes Video vor, dass die Redakteurinnen der Mädchenmannschaft mit Nazis vergleich. Es handelt sich um einen Filmausschnitt in dem diverse Nazigrößen zu sehen sind und das ganze ist untertitelt, als würde dann welche von der Mädchenmannschaft sprechen.

Heute morgen lese ich auf twitter dann so Begriffe, wie „Femnazis“.

Sagt mal gehts noch?

Ja, ne, ist klar, auf Grund des eigenen beschränkten Wahrnehmungsraums, können sich die Verfasser solcher Machwerke natürlich nichts anderes vorstellen, als das Feministinnen nix anderes wollen, als die Verhältnisse umzukehren. Ganz schön verräterisch, eine solche Wahrnehmung der Dinge. Das bedeutet nämlich, dass den Verfassern sehr wohl sehr klar ist, worum es bei der feministischen Kritik an den herrschenden Verhältnissen geht. Und denen geht der Arsch auf Grundeis, weil sie genau wissen, sie würden keinen Tag durchhalten, wenn sie denselben Diskriminierungen, Abwertungen und Missachtungen ausgesetzte wären. Aber weil sie viel zu träge und zu faul sind, sich in ihrem derzeitigen Leben was konstruktives zu tun…wie wäre es mit einem eigenen Leben, gibt da bestimmt genug zu tun – versuchen sie es mit einer billigen Umkehrtour.

Der Macher des Filmchens glaubt hoffentlich nicht wirklich, dass Nazivergleiche als Totschlagargumente gegen Feministinnen auch nur im Ansatz was neues sind. Es macht um so deutlicher, wie wichtig ein wachsamer und aufmerksamer Feminismus ist.

Ach ja, Thema Humor, das ist nicht witzig und ich erlaube mir schon seit 20 Jahren nicht zu lachen und als Spaßbremse aufzutreten, wenn sexistische, rassistische oder andere Scheiße in meiner Nähe auftauchen, da ich das tatsächlich nicht lustig finde. Ich lache nicht mehr mit.

Der Mädchenmannschaft empfehle ich, nicht lange zu fackeln, keine Dikussionen, keine Erklärungen auf dem Blog abzugeben, sondern jetzt, heute Morgen eine Anwältin einzuschalten und den Typen zu verklagen. Wenn mich nicht alles täuscht, gibts gegen sowas deutliche und eindeutige Gesetze. Das Ding muss aus dem Netz weg und der Typ sollte genug Kohle, dass es ihm wehtut, an ein Frauenhaus oder dergleichen zahlen.

5 Antworten zu “Nazivergleiche

  1. word.
    Schade, dass es (meiner Wahrnehmung nach) so wenig Support gibt. Weil scheiße bleibt scheiße und steht im Raum – und Menschen müssen sich damit auseinandersetzen, ob sie wollen oder nicht. Das ist das ekelhafte daran (neben all dem anderen…). Auch wenns über ne Anwältin läuft.

  2. Einerseits kann ich dich verstehen andererseits finde ich es gut, dass so wenig darüber geschrieben wird, je weniger Aufmerksamkeit da hin geht, desto besser. Deswegen auch keine Links und die Trackbacks, die aus einer bestimmten Ecke reinkommen, entferne ich. So wenig Aufmerksamkeit, wie möglich, so viel Schmerzenegeld wie geht….

  3. Hier stand ein Kommentar vom unemotionalen Durchblicker, der für das editierte Video verantwortlich ist.
    Die Hausherrin

  4. Ich hatte mich auch gefragt, ob ich da was zu schreibe, und war dann auch er zu dem Schluss gekommen, dass der nun echt keine Aufmerksamkeit verdient hat, mir aber auch nicht als irgendwie übergreifend relevant aufgefallen wäre, so dass man dann doch müssste.

    Umgekehrt scheint er anderen Quellen zufolge auch außerhalb des Netzes aktiv zu sein in unangenehmer Form, dass da das Justitiable aus Gründen der Notwehr wohl tatsächlich angebracht ist.

    Das wideerholt Erschreckende ist ja, dass das die „Pink Swastika“-Strategie ist, von US-Evangelikalen und anderen Rechtsradikalen global erfolgreich betrieben, die Opfergruppen und Unterjochten des Nationalsozialismus mit eben diesem zu kontaminieren, um die Achsonormalen rein zu waschen. „Feminazi“ kommt exakt aus der Ecke, das sind mundgerecht aufbereitete Phrasen der amerikanischen Ultrarechten.

    Das gibt es mittlerweile auch auf Irgendwielinks, gerade bei solchen Typen wie dem, zuhauf. Das ist immer die Struktur „Wer mir Frauenfeindlichkeit, Rassismus und Homophobie „verbieten“ will, ist totalitär“ – immer die gleiche Privilegienabsicherung. Na, und über Deutsche und Humor haben schon Kästner und Tucholsky alles geschrieben – über Marginalisierte, Diskreditierte und Herabgewürdigte rumzuwitzeln war schon entscheidende, tatsächlich, treibende Kraft des Antisemitismus des 19. Jahrhunderts, mehr kriegten die Achsorationalen schon damals nicht zustande, ebenso, Juden als herrschend zu imaginieren.

    Wer Rationalität einfordert, kann jene der Eichmanns und Mengeles, die der Schädelvermesser und Psychiater mit ihrer „Hysterisierung der Frau“ eben nicht außen vorlassen. Letzteres Spiel treibt er ja; kann man u.a. bei Foucault lesen, welche Funktion das erfüllte. Und dieses krampfhaft Hitler witzig finden, das dient ja auch dazu, eben auch ja nicht mehr über Mengele und Eichmann nachdenken zu müssen und geht mir deshalb sowieso auf die Nerven. Eben WEIL in Deutschland lieber „Der Untergang“ und die tolle Darstellung von Bruno Ganz gesabbelt wird, als auch nur schwule KZ-Opfer zu entschädigen oder für Aufklärung hinsichtlich der Geschichte von Lesben im 3. Reich zu sorgen.

    Von den so genannten „Rheinland-Bastarden“ hat der bestimmt auch noch nie gehört.

    Jetzt habe ich doch mehr geschrieben, als ich wollte :( …

  5. Ja, diese Sache mit der Sachlichkeit und Emotionalität auch son Herrschaftsinstrument. Der Typ wird im Netz als supergemein beschrieben, guck dir mal an, was er über die Zeitrafferin bei sich schreibt.

    So wie der auftritt, ist der vermutlich son verklemmtest Jungchen, dass nie die coolen Mädchen oder Jungs abbekommen hat, anders als Koch ist er halt nicht in die Politik gegangen.

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