Vermischtes zur Corona-Pandemie, Laschet und Söder

Da ich ja oft in Twitter sozusagen verblogge, was ich früher hier aufgeschrieben hätte, kopiere ich zwei Threads von heute mal hier herein:

Jetzt kapiere ich das erst. #Laschet hat gehofft, dass warmes Wetter einen saisonalen Effekt auf die Verbreitung des Virus hat. Das schloss er aus dem von ihm wahrgenommenen saisonalen Effekt letztes Jahr. Diesen gab es aber nicht, da wir kurz vorher schon einen sehr weitgehenden Lockdown hatten, bzw. die Bevölkerung von sich aus weniger mobil waren, dann waren die Schulen zu und weit mehr haben Homeoffice gemacht. Auf Basis dieser Fehlinterpretation der Situation im letzten Jahr, haben er #Gebauer und #Stamp nicht gehandelt, die Kinder in die Schule gezwungen, (Präsenzpflicht) und damit die Familien einer bedrohlichen Situation ausgesetzt. Ebenso hat er die Betriebe laufen lassen, weil er gehofft hat, dass sich die Pandemie dann von allein verläuft. Und nun steht er mit runtergelassener Hose da und bezeichnet die Situation als nervig. Weil er eine Fehleinschätzung vorgenommen und der Virus sich nicht daran gehalten hat. Auch wenn es die Situation nicht besser macht, es erklärt den ganzen Wahnsinn. Die Sturheit und Irrationalität, die wir alle wahrgenommen haben. Und jetzt hängt er in seinem „Pfad“* fest und kommt nicht mehr raus. Das ist nicht gut für uns.

*er hat sich verrannt und steckt im Tunnel fest

Vorweg: ich habe mich mit Söder nie viel beschäftigt, König von Bayern oder so, manchmal was gehört über seine unangenehme herablassende Art hinter dem Rücken der Bürger*innen. Sei es drum. Aber jetzt, solange die CDU/CSU noch genug Zustimmung hat, um einen Kanzler zu stellen, frage ich mich so, wie er sonst so drauf ist. #Laschet würde ich keine Kindergartengruppe zur Betreuung überlassen, noch traue ich ihm zu, in den kommenden Jahren angemessen auf die #Klimakatastrophe zu reagieren. Jemand, der sich so verrennen kann und nicht den Mut hat, zu sagen, okay, ich war auf dem falschen Weg, ich hatte wirklich geglaubt, es könnte so funktionieren, jetzt halt anders, dem traue ich null nada nichts zu, wenn es um die noch größere Herausforderung des Überlebens der Menschheit und vieler Arten auf diesen Planeten geht. Frage ist jetzt, wäre Söder dazu besser fähig. Zumal die Grünen wie seit 1998 ihre Regierungsfähigkeit damit beweisen, dass sie unzureichende Forderungen aufstellen, ihr Programm taugt nicht mal für das 1,5 Grad Ziel.

Neoliberale Wirtschaftspropaganda und Menschenopfer

(Twitterthread vom 19.03.21 am Morgen)

Ja, diese Pandemie verschärft die Situation von Menschen, Angst, Unsicherheit, Ohnmachtsgefühle, existentielle Sorgen, keine Planbarkeit des Lebens, Ungewissheit. All diese Gefühle und Faktoren sind dauerhaft schlecht auszuhalten. Aber die Antwort kann doch nicht sein, dass wir deswegen die Pandemie laufen lassen. Das Problem ist doch viel mehr, dass die Versorgung der Einzelnen, ob das nun psychotherapeutische Unterstützung oder Einkommen oder digitale Beschulung nicht in angemessener Weise vorhanden sind.

Hier werden, gerade durch die Politik, schreckliche Fehlwahrnehmungen gefördert. Es ist nicht die Schuld der Eindämmungsmaßnahmen, dass es so schwierig ist. Wie oft gesagt wird, der Virus diktiert hier, wie es weitergeht. Es ist das von neoliberaler Propaganda, die die soziale und gesellschaftliche Verantwortung auf die Einzelnen abwälzen will, um eine Idee von freiem Wirtschaften auszuleben, die Menschen und Umwelt zerstört, verseuchte Klima in dieser Gesellschaft. Eine protofaschistische Haltung, die u.a. dazu führt, dass wie @tupfentier grad sagte, dass menschenfeindliche Haltungen verstärkt werden. Dass Menschenleben auf Dauer in Kauf genommen werden. Alte? Vorerkrankte? egal. Hauptsache die Wirtschaft läuft. Dass dies ein Denkfehler ist und dass diese Wirtschaft auch nicht weiterfunktionieren wird, wenn sehr viele dauerhaft krank oder gar verstorben sind, sollte klar sein.

Es ist für mich schwer zu verstehen, dass dies nicht viel klarer in der Diskussion ist. Ja, verdammt, wir leben in einer gefährlichen und tödlichen Pandemie. Wir können nicht weitermachen, „wie immer“. Das gilt auch für die Bildung, wo offenbar bei verantwortlicher Stelle die Meinung vorherrscht, die Schüler*innen müssen dieselbe Leistung erbringen, wie ohne Pandemie. Was für mich nicht nur unbegreiflich ist, ich finde es auch grausam. Das erzeugt Stress in den Familien. Ohne das und mit einer ausreichenden Finanzierung während die Kinder zu Hause bleiben müssen, würde uns ermöglichen die Pandemie wirklich zu bekämpfen. Und natürlich würde das auch dieser „Wirtschaft“ helfen.

Zuschauen zu müssen, wie eine kaputte und menschenfeindliche (Wirtschafts)Ideologie jetzt noch weiter durchgezogen wird, DAS macht mich verzweifelt und müde. Mit der Pandemie käme ich unter anderen Umständen klar. Aber die Opferung von Menschenleben, Lebenszeit im Namen einer Wirtschaft, die nicht mehr weiß, wieso es sie eigentlich gibt, die den Sinn des Produzierens von Gütern völlig von den Lebensrealitäten entkoppelt hat. DAS ist schwer erträglich.

Sag noch eine*r mal, die Funde, die nachweisen, dass es in Antike und Vorantike bei verschiedenen Völkern Menschenofper gegeben hat, schrecklich wären. Wir opfern auch Menschen, halt nicht mehr so direkt. Wir haben die Menschenopfer nicht aufgegeben. Statt eines dreifachen rituellen Todes für die Gemeinschaft zu sterben als Fürbitte an die Gottheit, opfern wir uns und unsere Lebensgrundlage einem Wirtschaftsglauben, was genauso wenig Wirkung zeigt, wie die die Menschenopfer vor über 2000 Jahren.

Leider kein (Katastrophen) Film

Wenn dies ein Katastrophenfilm wäre, würde ich jetzt händeringend vor dem Fernseher sitzen und die Protagonist*innen anschreien: „Pass auf, es geht nicht gut aus. Die Welle ist auf dem Weg, geh da weg, schnell.“

Nur die ersten vier Überschriften aus dem Kölner Stadtanzeiger (Online) heute morgen (18.03.2021 ca. 04:30):

Neue Strategie statt Notbremse? So reagiert Köln auf die hohe Corona-Inzidenz Die Stadt zieht vorerst keine Notbremse. Eine neue Strategie scheint denkbar.

Coronavirus in NRW Infektionszahlen in den Kitas steigen steil an

Nach Corona-Ausbruch in Pescher Heim Verzweifelter Impf-Appell der Kölner Lebenshilfe

Corona in der Region Dutzende Kunden müssen nach Friseurbesuch in Quarantäne

Und dann würde ich zur Herzensbutch sagen, guck dir diese Leute an, so würde doch niemand handeln, so viele Menschenleben riskieren. Oder, wie in bekannteren Katatrophenfilm, wo sich die Protagonist*innen in letzter Sekunde in ein Flugzeug retten, während im Hintergrund der Vulkan ausbricht und wir alle wissen, dass das in der Realität nicht möglich wäre. Die Triebwerke würden nicht arbeiten können. Wissenschaft, Baby.

Dass die Realität viel schlimmer ist, konnte ich mir nicht vorstellen. In der Realität bin ich von mittelmäßigen, selbstverliebten Bürokrat*innen umgeben, die vermutlich mal in die Politik gegangen sind, weil sie damit ihre Bedeutung aufblasen konnten. Und vielleicht sich bereichern. Da bei denke ich weniger an direkte Korruption, über die ich gleichzeitig nicht wirklich überrascht bin,  als an manche Privilegien, die ein parteiparteipolitisches Leben so mit sich bringt. Die gedacht haben, dass die Folgen ihres Handelns sie wahrscheinlich nicht mehr betrifft, weil sich dieses Handeln erst in Jahren oder Jahrzehnten auswirkt. Und jetzt diese Pandemie. Alle Prozesse sind beschleunigt, ihr Handeln zeigt unmittelbar und zeitnah Folgen. Und die allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz handeln.

Niemals haben diese Leute geglaubt, dass von ihrem Handeln wirklich und wahrhaftig in kurzer Zeit Menschenleben abhängen. Dass es nicht reicht, Dinge durch den politischen Apparat laufen zu lassen und dann kommt am Ende halt irgendwas raus. Wird schon irgendwie gehen. Dabei ist dieses Verhalten nicht harmlos, diese Haltung ist mitunter ein Grund oder vielleicht sogar der Grund dafür, dass wir uns seit über 50 Jahren auf den Abgrund Klimakatastrophe zubewegen ohne dass irgendeine bedeutende Bremse in Sicht wäre. Das kostet jetzt schon Menschenleben aber eher mittelbar als unmittelbar und naja, halt nicht so viele vor der eigenen Haustür. Und ein paar ältere, die mit der Hitze nicht klar kommen. Nein, nicht ich bin zynisch. Dieses Verhalten ist zynisch, ignorant und von erschreckender Kurzsichtigkeit

Jetzt diese Pandemie. Millionen sind auf diesem Planeten schon gestorben. Am Anfang haben uns die Bilder über die Toten in Italien schockiert. Wir blieben alle zu Hause und hofften, dass es irgendwie vorbei geht. Damals haben auch die Medien die Bilder von Sterbenden gezeigt, damals in Italien. Es gab diesen kurzen Moment der Solidarität und Gemeinschaft. Aber er hielt nicht an. Ich weiß noch, wie es mich erschreckte und ärgerte, dass nicht mal eine Woche nachdem der erste Lockdown letztes Jahr in März beschlossen wurde, die Medien los legten und nach „Lockerungen“ fragten. Ich werde es den Medien niemals verzeihen, dass sie sich entschieden haben, das Leid auf den Krankenstationen, in den Betten in dem Menschen um Luft ringen und niemand sicher sein kann, ob nicht irgendein genetischer Zufall dazu führt, das si:er an dieser beschissenen Krankheit stirb, nicht in angemessener Weise zeigen. Dass sie das Leid der Familien, die oft genug ihre Angehörigen nicht mehr sehen durften, während sie starben, nicht zeigen. Dass sie es zulassen, dass sie unwidersprochen die Politik sagen lasse: „Wir haben unser Gesundheitssystem nicht überlastet“ Während tausende den Pflegeberuf verlassen und nicht zuletzt, die Langzeiterkrankte und toten Pfleger*innen und Mediziner*innen. Darüber höre und sehe ich auch nicht viel. Und dann die Toten, es werden Vergleiche bemüht. Wir zählen die Toten in Flugzeugen oder Busse, um das Grauen irgendwie be/greifbar zu machen. Täglich stützt ein Flugzeug ab oder verunfallen 9 Busse voll Menschen tödlich, derzeit. In wenigen Tagen und Wochen wird die Zahl dieser Flugzeuge und Busse steigen.

Das politische und mediale Beharren darauf, dass eine Mehrheit der Bevölkerung dieses Verhalten so wolle, ist ein weiterer Aspekt, der mich täglich fassungslos macht. Das ist eine Lüge aber wie alle Lügen, die oft genug wiederholt werden, manipuliert sie die Wahrnehmung der Menschen.

Der kollektive Verdrängungsmechanismus, der offenbar dazu führt, dass sich niemand so recht klar macht, wie schrecklich diese Krankheit ist, hat vor allem die Politik und die Medien befallen. Wie im Rausch werden wir mit Bildern über die Folgen der Pandemie für die Menschen geflutet, die diese Erkrankung noch nicht hatten. Die unter Einschränkungen leiden. Wie Kinder, die auf dem Rücksitz sitzen und alle Minute rufen, „Wann sind wir endlich da“ werden wir nur mit einer Seite der Realität überflutet, während die Kranken, Toten und Hinterbliebenen seltsam unsichtbar sind. Jens Spahn äußerte vor einigen Tagen, dass inzwischen mindestens eine Person in jeder Familie geimpft sei. Ich denke müde, wenn es so weiter geht, werden wir bald in jeder Familie einen Toten oder Langzeiterkrankten haben.

Die Bilder über die Kranken, Sterbenden und Toten kommen so gut wie gar nicht vor. So machen wir vergessen, so wird uns vergessen gemacht, worum es eigentlich geht. Und wir, die anderen, die es noch nicht ganz vergessen haben, müssen ohnmächtig zu schauen, wie die Kurzsichtigkeit und Unfähigkeit der Menschen, denen wir die Verantwortung für die Organisation unserer Leben übergeben haben, die Wissenschaft ignorieren und Menschenleben in Kauf nehmen. Dafür sind sie nicht Politiker*innen geworden und wir können an ihrem Verhalten gut ablesen, dass sie sie gern los wären, diese Verantwortung, die in Wochenfrist Ergebnisse liefert, nicht erst in Jahrzehnten.