Archiv der Kategorie: presse

Wenn du zwar die meiste Zeit beansprucht aber sonst nicht viel zu melden hast

(Da auf Twitter vieles recht schnell verloren geht, archiviere ich ab und an Threads hier im Blog)

Thread: Ich habe mir die #Illner Sendung (vom 29.04.2021) ein bisschen vorgenommen und mir die Redezeiten bzw. die Aufmerksamkeitsverteilung angeschaut. Die Redezeit von Frau Illner selbst habe ich den Personen zugeschlagen, die die Aufmerksamkeit in dem Moment hatten. (Für eine tiefere Analyse habe ich grad nicht die Ressourcen)

Also: Was mir aufgefallen ist. Liefers bekommt gleich am Anfang die meiste Aufmerksamkeit und hat 13 Minuten insgesamt kommt er grob auf 23 Minuten. Nach 45 Minuten der gesamten Sendung ist er allerdings raus. @maithi_nk hat kürzere Zeiten aber insgesamt auf die gesamte Sendung verteilt 15 (1) (die geklammerten Zeiten betreffen Unterbrechungen, gleichzeitiges Sprechen verschiedener Personen u.ä.) Und sie hat das Schlusswort, das gut 3 Minuten dauerte. Kubiki kommt auf 5 (5), Palmer auf 7 (2) und Tschentscher auf 7 (4). Sich ins Wort fallen und durcheinanderreden gab es fast ausschließlich bei den drei letztgenannten. Auch wenn Liefers die meiste Aufmerksamkeit zeitlich hatte und es zwischenzeitlich den Eindruck machte, dass er zum Einordnen und Bewerten der Äußerungen der anderen von Illner herangezogen wurde, dreht sich ungefähr ab der Hälfte der Sendung langsam der Fokus und @maithi_nk kommt in den Fokus als einordnende Expertin. Liefers hat in den letzten 30 Minuten keine Redezeit und keine Aufmerksamkeit mehr.  Die Kamera zeigt ihn noch ein paar Mal.

Insgesamt gesehen, finde ich mit diesen sehr vorläufigen Beobachtungen die Sendung gelungen. Die anwesenden Politiker waren Beiwerk und nur sie verursachten etwas kommunikatives Chaos. @maithi_nk hatte wurde sehr wenig unterbrochen und konnte die Sendung fachlich und ruhig beenden.

Dass Liefers zu Anfang soviel Aufmerksamkeit/Redezeit bekommen hat, spielte keine Rolle mehr.

Neoliberale Wirtschaftspropaganda und Menschenopfer

(Twitterthread vom 19.03.21 am Morgen)

Ja, diese Pandemie verschärft die Situation von Menschen, Angst, Unsicherheit, Ohnmachtsgefühle, existentielle Sorgen, keine Planbarkeit des Lebens, Ungewissheit. All diese Gefühle und Faktoren sind dauerhaft schlecht auszuhalten. Aber die Antwort kann doch nicht sein, dass wir deswegen die Pandemie laufen lassen. Das Problem ist doch viel mehr, dass die Versorgung der Einzelnen, ob das nun psychotherapeutische Unterstützung oder Einkommen oder digitale Beschulung nicht in angemessener Weise vorhanden sind.

Hier werden, gerade durch die Politik, schreckliche Fehlwahrnehmungen gefördert. Es ist nicht die Schuld der Eindämmungsmaßnahmen, dass es so schwierig ist. Wie oft gesagt wird, der Virus diktiert hier, wie es weitergeht. Es ist das von neoliberaler Propaganda, die die soziale und gesellschaftliche Verantwortung auf die Einzelnen abwälzen will, um eine Idee von freiem Wirtschaften auszuleben, die Menschen und Umwelt zerstört, verseuchte Klima in dieser Gesellschaft. Eine protofaschistische Haltung, die u.a. dazu führt, dass wie @tupfentier grad sagte, dass menschenfeindliche Haltungen verstärkt werden. Dass Menschenleben auf Dauer in Kauf genommen werden. Alte? Vorerkrankte? egal. Hauptsache die Wirtschaft läuft. Dass dies ein Denkfehler ist und dass diese Wirtschaft auch nicht weiterfunktionieren wird, wenn sehr viele dauerhaft krank oder gar verstorben sind, sollte klar sein.

Es ist für mich schwer zu verstehen, dass dies nicht viel klarer in der Diskussion ist. Ja, verdammt, wir leben in einer gefährlichen und tödlichen Pandemie. Wir können nicht weitermachen, „wie immer“. Das gilt auch für die Bildung, wo offenbar bei verantwortlicher Stelle die Meinung vorherrscht, die Schüler*innen müssen dieselbe Leistung erbringen, wie ohne Pandemie. Was für mich nicht nur unbegreiflich ist, ich finde es auch grausam. Das erzeugt Stress in den Familien. Ohne das und mit einer ausreichenden Finanzierung während die Kinder zu Hause bleiben müssen, würde uns ermöglichen die Pandemie wirklich zu bekämpfen. Und natürlich würde das auch dieser „Wirtschaft“ helfen.

Zuschauen zu müssen, wie eine kaputte und menschenfeindliche (Wirtschafts)Ideologie jetzt noch weiter durchgezogen wird, DAS macht mich verzweifelt und müde. Mit der Pandemie käme ich unter anderen Umständen klar. Aber die Opferung von Menschenleben, Lebenszeit im Namen einer Wirtschaft, die nicht mehr weiß, wieso es sie eigentlich gibt, die den Sinn des Produzierens von Gütern völlig von den Lebensrealitäten entkoppelt hat. DAS ist schwer erträglich.

Sag noch eine*r mal, die Funde, die nachweisen, dass es in Antike und Vorantike bei verschiedenen Völkern Menschenofper gegeben hat, schrecklich wären. Wir opfern auch Menschen, halt nicht mehr so direkt. Wir haben die Menschenopfer nicht aufgegeben. Statt eines dreifachen rituellen Todes für die Gemeinschaft zu sterben als Fürbitte an die Gottheit, opfern wir uns und unsere Lebensgrundlage einem Wirtschaftsglauben, was genauso wenig Wirkung zeigt, wie die die Menschenopfer vor über 2000 Jahren.

Gedanken 7-3

Noch was zum Krieg. Dem kommenden Krieg. Denn so wie sich verschiedene Menschen und Regierungen verhalten, scheint Krieg vorbereitet zu werden. Also Krieg in/durch Europa. Sonst ist ja schon viel Krieg in der Welt. Nur hier im Europa seit über 70 Jahren nicht mehr. Verarmung der Bevölkerung, bei steigendem Reichtum der Vermögende, zunehmende „Individualisierung“ des eigenen Lebensrisikos, Radikalisierung der Sprache in Politik und Medien, kuschende Medienvertreter*innen, eine Wirtschaft, die immer weniger Rücksicht auf die Menschen, die für sie arbeiten, nimmt, Rechtsruck, Erhöhung der Rüstungsausgaben – gab es alles schon einmal und endete in verheerenden Weltkriegen.

Christa Wolf, lässt Kassandra bemerken: Wann ein Krieg beginnt, weiß man immer aber wann beginnt der Vorkrieg.

Ein Satz, der mir geblieben ist. Seit mehr als 30 Jahren. Ich frage mich immer, wenn ich darüber nachdenke, ist den Menschen hier in Europa nicht klar, was Krieg bedeutet? Einigen noch, ein paar haben es noch erlebt. Aber die anderen? Ist das Ermorden von Menschen durch Drohnen zu abstrakt? Denken sie, wie auch bei der Überwachungsgeschichte, dass ihnen schon nichts passieren wird? Wieso lernen „wir“ nicht wirklich?